7 Schritte zu qualitativ hochwertigen Freihand-Panoramas

Dieser Artikel behandelt die Aufnahme von Panoramen ohne Verwendung von schweren Panorama-Adaptern.

Feedback und Kommentare an salzamt@dativ.at sind herzlich willkommen!

 

 

Im Text werden Sie immer wieder solche grün hinterlegten Kommentare finden. Diese sind als Erweiterung und Vertiefung gedacht und nicht unbedingt für das Abarbeiten des Tutorials notwendig.

Beachten Sie bitte, daß die vorgestellten Methoden nur einen Teil aller Möglichkeiten ausschöpfen. Ich möchte Sie herzlich dazu einladen, selbst neue Methoden zu erkunden und nicht nur sklavisch nach diesem Tutorial zu arbeiten.

Warum Panoramen freihand fotografieren?

Ein wesentlicher Teil des Zaubers interaktiver Panoramen ist die Möglichkeit, "mitten im Geschehen" zu sein. Oft ist der Zeitpunkt, um eine interessante Szene festzuhalten, viel zu kurz und der verfügbare Platz viel zu eingeschränkt um technisches Equipment aufzubauen.


Die Vorgangsweise:

"Equipment"

Auch wenn die Hauptabsicht darin besteht, Panoramen direkt "aus der Hand" zu machen, so hat die Methode ihre deutlichen Grenzen: Aufnahmen mit sehr nahen Objekten erfordern eine sehr genaue Einhaltung des Nodalpunktes. Will man hier ein einwandfreies Panorama erstellen, ist sehr viel Nacharbeit erforderlich bzw. die Verwendung kleiner Hilfsmittel.
In meinem Fall ist das ein L-förmiger Adapter auf einem Monopod der es ermöglicht, die Kamera im Hochformat samt Stativ um den Nodapunkt zu drehen. Ein Bild davon sehen Sie rechts neben dem Absatz.

Verwenden Sie möglichst auch eine Libelle (oder kleine Wasserwaage). So erhalten Sie bereits gerade Ausgangsbilder und werden sich beim Stitchen leiter tun.

Weitere Möglichkeiten werden bei den 360°-Aufnahmen aufgezeigt.

 

"Draussen"

Schritt 1: Machen Sie sich mit Ihrem Equipment vertraut

Ihre Panoramen werden nicht gelingen wenn Sie zuvor nicht geübt haben.

Bevor Sie sich an die erste Freihand-Szene wagen, empfehle ich Ihnen ein paar Tests zu Hause zu machen um ein Gefühl für Kamera und Objektiv zu entwickeln. Wenn Sie Ihre erste echte "Action" fotografieren, werden Sie keine Zeit mehr haben, über Nodalpunkt und ähnliche Dinge nachzudenken.

  • Erstellen Sie ein Probe-Panorama welches Objekte in Kameranähe beinhaltet. Ziel ist es, den optimalen Bewegungsablauf zu erlernen der für das Drehen der Kamera um den Nodalpunkt erforderlich ist.

Schritt 2: Nehmen Sie sich einen Moment Zeit um Ihre Szene zu analysieren.

  • Gibt es schwer zu stitchende Objektgruppen in Ihrem geplanten Panorama?
    Sie werden Probleme haben den Nodalpunkt zu treffen. Vermeiden Sie also eine Überlappung der Einzelbilder bei Bildteilen die nahe und ferne Objekte zeigen.

  • Bewegen sich Teile des Motivs?
    Versuchen Sie auch hier eine Überlappung der Einzelbilder zu vermeiden. Falls das nicht möglich ist: Fotografieren Sie mit einer hohen Überlappung (1/2-3/4 des Bildes).
    Auch wichtig bei bewegten Objekten: Fotografieren Sie gegen die Bewegung des Objektes. Ein gelbes Auto das (durch die hohe Überlappung) ganz aus dem Bild fällt ist halb so schlimm wie 5 gelbe Autos die sich verdammt ähnlich sind.

  • Sind Sie bei der Aufnahme unter Zeitdruck? In diesem Fall: Verwenden Sie eine möglichst hohe Überlappung. Falls nötig, kann die hohe Überlappung bis zu 2 Aufnahmen desselben Abschnitts gehen um eine Reserveaufnahme zu haben.

Schritt 3: Fotografieren Sie zügig

Aber nehmen Sie sich dennoch die Zeit, zumindest Belichtung und Weißabgleich auf den korrekten Wert zu fixieren.
Machen Sie danach noch eine Aufnahme des Himmels und des Bodens (Zenith und Nadir).

"Drinnen"

Schritt 4: Setzen Sie Ihre Kontrollpunkte wohlbedacht

  • Verwenden Sie Kontrollpunkte mit gleichem Abstand zur Kamera (Der gleiche Abstand zur Kamera ist ist auf Objekte in der echten Szene bezogen, nicht auf gleichen Abstand im Bild).
    Das gilt - wenn nicht anders möglich - zumindest pro Bildpaar. Nur dadurch ermöglichen Sie dem Optimizer eine brauchbare Lösung Ihres Problems zu errechnen.

  • Verwenden Sie für das Aneinanderfügen von Linien den Kontrollpunkt-Typ "Line".
    Dadurch kann der Optimizer die Linie in der Länge verschieben, die Linie selbst wird aber so weit wie möglich übereinandergelegt.
    Informationen über das Verwenden von Linien als Kontrollpunkte finden Sie hier.

  • Gewichten Sie die kritischen Bildteile.
    Teile des Panoramas welche möglichst genau übereinander passen sollen, können Sie ein "höheres Gewicht" geben. Das erreichen Sie dadurch, indem Sie in diesen Teilen mehr Kontrollpunkte setzen als in den übrigen Bildteilen.

Lassen Sie danach den Optimizer die Bilder in x- und y-Richtung verschieben (ohne Drehung und Lens Parameter). Überprüfen Sie nochmals Ihre Kontrollpunkte. Löschen Sie weit auseinanderliegende und unwichtige Kontrollpunkte. Nun können Sie Ihre endgültige Optimierung für alle Parameter vornehmen.

Schritt 5: Überblenden Sie ihre Einzelbilder händisch

Sie benötigen dazu ein Bildbearbeitungsprogramm welches Ebenentechnik beherrscht (z.B. Gimp, Photoshop...)
Geben Sie Ihr Panorama als Einzelbilder aus und legen Sie nacheinander jedes Bild einzeln als Ebene über den zuvor erstellten Panoramateil.
Nun können Sie mit dem Ebenenpinsel einen nahtlosen Übergang erstellen (versuchen). Nutzen Sie irreguläre Muster um dort schlecht passende Bildteile ineinander übergehen zu lassen.

Schritt 6: Benutzen Sie Ihre Kreativität

Ich wette, Sie werden nicht alle Bildteile nahtlos aneinanderbringen. Hier ist Ihre Kreativität gefragt. Beachten Sie bitte, daß Sie sehr wahrscheinlich mit einer verzerrten Projektion arbeiten werden.

  • Schneiden Sie schlecht aneinanderpassende Bildteile aus und verschieben Sie diese. Aufgrund der Projektion ist das nur in engem Rahmen möglich.
    Ein Beispiel ist ein Geländer, dessen Teile einfach nicht übereinanderpassen wollen. Schneiden Sie den Handlauf aus und verschieben Sie diesen bis die Geländerteile korrekt übereinanderliegen.

  • Für das Stopfen von Löchern eignet sich der "Stempel" hervorragend. Damit kann man perfekt einen Baum oder Wellen fast unsichtbar ineinander übergehen lassen.

Grobe Stitchingfehler können Sie auch danach noch ausbessern, indem Sie in Frage kommende Teile des Panoramas als neue Ebene kopieren und ähnlich einem Rubbelbild in richtiger Position wieder in das Panorama hineinmalen.

Erik Krause hat diese Methode von Tom Striewisch folgendermaßen beschreiben:
Ebene aus Hintergrund erstellen, Ebene duplizieren und untere Ebene ausschalten.
Per Maskierungsmodus (anschließend Auswahl umkehren) oder per Ebenenmaske ein Loch in die obere Ebene malen, so daß der unerwünschte Bildteil verschwindet, untere Ebene wieder einschalten und so verschieben, daß das Loch optimal gefüllt ist.
Nun auf eine Ebene reduzieren.
Eine Ebenenmaske hat hier den Vorteil, daß man sie später noch editieren kann.

Schritt 7: Seien Sie nicht zu perfekt

Am wichtigsten ist eine gute Überblendung in den wichtigen Bildteilen. Nur die wenigsten Leute werden das gesamte Panorama mit gleicher Aufmerksamkeit betrachten.